Der Titel dieses Buches tönt ja nicht gerade interessant. Wenn ich es nicht wärmstens zur Lektüre empfohlen erhalten hätte, hätte ich es wohl niemals gelesen.
Rasch wird klar: MME, Du hast wie immer zu früh geurteilt… Das Buch ist spannend von der zweiten Seite bis zum Schluss. Die erste Seite ist beinahe bei jedem Buch zu viel Einleitungs-Blabla. So auch bei Homo.
@Se: Ist mir Wurst, wie oft Du “Knnnpfffff” während Deiner Lektüre meiner Rezension über den Bericht: “Homo” (KNNPPFFFFF) “Faber” machst. Geht für mich einfacher zum Schreiben und ist auch angenehmer zu Lesen.

Homo besitzt einen ausgeprägten Hang zum Realismus. Er belächelt jegliche religiöse, nicht technisch nachweisbare Theorien und Betrachtungsweisen des Lebens. Er vertraut einer Behauptung oder These nur, wenn diese wissenschaftlich erklärbar und nachvollziehbar ist. Homo klingt sehr unglücklich und frustriert. Gleichzeitig stellt sich eine gewisse Hilflosigkeit heraus. Er wandert perspektiv-, ziel- und damit sinnlos durch die Welt und reist von einem Job zum Nächsten.

Zu den Problemen im Job, kommt auch noch ein Liebesdrama hinzu. Homo lebt zusammen mit einem jugendlichen Mannequin namens Ivy. Er ist nicht wirklich glücklich mit ihr. Er stellt lieber irgendwelche Theorien über die indefinitesimalberechnungsspezifische Ungenaugigkeitsvariable der Krümmungskonstante in mehreren 13-Ecken in Bezug auf die Gausssche Glockenkurventhematik auf, als dass er Zeit für Ivy aufwendente. Eine relativ langweilig, fast zwanghaft, klingende Bettgeschichte mit Ivy untermauert meine These. Zusätzlich sinniert er immer noch über die alten Zeiten mit Hanna, seiner ersten Jugendliebe, nach.

Mehrere Passagen meines eigenen Lebens, welche ich bereits als verschollen in den Weiten meiner Sahara da oben geglaubt habe, kommen mir in den Sinn. Genauer denke ich an eine ganz bestimmte alte Bekannte. Jedenfalls besitzt diese Person die wunderbare Gabe, genauso wie Faber, Aussagen und Nebenstatements auf eine belanglose, gelangweilte, kalte, desinteressierte Art und Weise rüberzubringen, dass einem fröstelt. Ich hintersinne mich beinahe während dem Lesen, so präsent wird mir das alles wieder. Dies jedoch ist wieder eine andere Geschichte… Zurück zum Homo (wiedermal ein KNPFFFFFFFF für Se):

Langsam wird mir nämlich klar, dass sich Faber in seine Tochter verliebt hat. Dies allerdings ohne sein Wissen. Frisch erwähnt Ödipus in einem einzigen Satz. Und dies nur als Nebenbemerkung. Der Ödipus-Komplex wird im weiteren Verlauf allerdings noch eine zentrale Rolle spielen.
Zuerst folgt dann aber ein Gespräch mit Hanna, welche Entwarnung gibt. Faber ist also doch nicht der Vater von Sabeth. Zapristi… Jetzt habe ich mir bereits ein Kränzchen gebunden ob meiner Kombinationsgabe und dann das… Nach dreivierteln des Buches und meiner guten Laune über meine “Gmerkigkeit” so eine Wendung? Habe ich tatsächlich eine zu dreckige Phantasie, wie das gerne von gewissen Leuten behauptet wird?

Faber weiss jetzt also, dass Sabeth die gemeinsame Tochter mit Hanna ist. Der Zufall will es und die Tochter stirbt kaum dass er dies erfährt. Erstaunlicherweise stirbt sie nicht wegen der Schlange, die Sabeth beisst, sondern an der Schädelfraktur die sie durch den nachfolgenden Sturz erlitten hat. Das wäre meiner Meinung nach die treffendere Wendung gewesen. Sabeth, die eigene Tochter stirbt wegen einem Schlangenbiss. Die Schlange gilt ja als Symbol des Verrats. Faber hat im Prinzip Verrat an seiner eigenen Tochter begangen.
Vielleicht ist das auch nur ein Hirngespinnst, welches mir da durch den Kopf geht…
Homo’s Lebenslauf nimmt immer dramatischere Wendungen an. Mehrmals ruft er zuhause an und dann nimmt ein Fremder ab. Hektisch überprüft er nochmals die Nummer. Dann ruft er nochmals an. Jetzt stellt er rational fest: Das kann nicht sein! Das muss ein Irrtum sein. Er ruft nochmals an. Wieder der Fremde. Er gibt auf.

Nun stellt er sich immer öfter die Frage, was er haben könnte. Er fühlt sich krank. Und kann nichts mit dieser Erkenntnis anfangen. Als Techniker kann er sich das nicht erklären. Gemäss Logik müsste er sich gesund fühlen. Er beginnt immer mehr in eine Art Wahn zu gleiten. Homo muss alles erklärt haben. Für ihn muss alles logisch sein. Hanna versucht Homo davon zu überzeugen, dass er endlich anfangen soll sein Leben nicht ERleben zu müssen, sondern einfach mal nur zu sein. Das wiederum versteht der Techniker nicht. Homo hat den Sinn des Lebens (noch) nicht entdeckt. Er hinterfrägt ALLES, sogar seine eigene “Art”. Er hinterfrägt die Bleichlinge, die Vitamin Fresser, das Coca-Cola-Volk. Zieht massiv über Amerikaner her. (Anmerkung: Vielleicht seit der letzten Wahl nicht einmal so ein abwegiger Gedanke. Ämörica first!) Dann frohlockt er in einem Satz wieder über das Leben und zwar wegen Belanglosigkeiten. Anschliessend folgt die nächste Hasstirade über die ganze Menschheit inklusive sich selber.
Irgendwie dreht der Walther langsam komplett durch. Er will “nicht länger als Leiche im Gewand der Lebenden gehen”.
Was für ein Spruch? Wie hoffnungslos muss so ein Leben sein?
Fragen wie: “Wozu aus dem Fenster blicken? Wozu nach Zürich? Wozu nach Athen? Warum nicht Gabeln nehmen und auf das Gesicht fallen lassen, um die Augen loszuwerden?” tönen stark nach verlorenem Lebensmut und Resignation.
Die letzten beiden Worte lassen mich zum Schluss kommen, dass Wautis Dämonen ihren Weg gefunden haben, denn das Buch, ebenso wie auch dieser Beitrag, schliessen mit den Worten: “Sie kommen.”

Rezension – “Homo Faber – Ein Bericht”

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