„Mein Name ist Angela.“
Wie treffend, denke ich mir. Ein Engel mit dem Namen Angela.
„War turbulent vorher. Mein Benehmen zeugte nicht gerade von Klasse. Sorry nochmals… Hat ja glücklicherweise niemand wirklich Schaden genommen. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ich irgendwem Schaden zuführen würde.“ erwiedere ich.
“Mein Name ist übrigens Markus. Nenn mich doch Mac”
“Nenn Du mich doch Ann”, sagt mir Angela und blinzelt mich mit ihren smaragdgrünen Augen an. Ich beginne schon wieder dahinzuschmelzen und sage schnell:
„Also, Ann, ich könnte mir das auch nie verzeihen, wenn Dir etwas schlimmes zugestossen wäre… Was auch immer da passiert ist. Es hat mich extrem mitgenommen und irgendwie hat es mich auch aufgewühlt…”
“Lassen wir uns das Ganze vergessen. Ist klüger für beide…“ sagt Ann und nimmt einen Schluck Kaffee aus der Schale. Ich überhöre ihre letzten Worten. Das passiert mir sonst selten… Keine Ahnung warum es mir diesmal passiert ist. Dieser Satz hätte mich aber stutzig machen müssen… Hat er aber nicht. Ich kann nur diese traumhaften, vollen Lippen sehen… Völlig fasziniert lausche ich der hübschen Stimme von Ann. Ich erlebe so was zum allerersten Mal.
Es ist eine Stimme. Nur eine Stimme, sage ich zu mir selbst.
‘Hör endlich auf zu träumen!!’
‘Nein’, blödes Tagebuch, ‘ich träume immernoch wann es mir passt!’
Es ist die Stimme von Ann. Die Stimme eines Engels mit so hübschen, vollen, Lippen… Bordeaux-rote Lippen. ‘Wie wäre es wohl, diese Lippen zu küssen?’, frage ich mich.

Leider reisst mich die gute An aus meinem Tagtraum, indem sie abrupt einen Themenwechsel durchführt.
„Schau mal raus. Stockdicker Nebel! Ich muss SOFORT nach Hause.“
‘Was geht?’, frage ich mich. Jetzt hatten wir doch die längste Zeit schönstes Wetter und jetzt dieser plötzliche Wetter- aber viel mehr Annscher-Launen-Umschwung.
‘Strange’, denke ich mir
„Woher kommt wohl dieser dichte Nebel?“, frage ich mehr zu mir selbst gerichtet als an Ann.
Kaum die Frage gestellt, schaut mich Ann an, als ob ich einen Aussatz hätte.
„Lass uns doch wenigstens noch die Rechnung begleichen“, schlage ich, ein wenig erstaunt über den plötzlichen Stimmungswechsel von Ann, vor.
„GIB GUMMI!“, schreit Ann mich brüsk an.
Ich rufe ein wenig enerviert den Kellner und ziehe mein Portmonnaie hervor.
Der Kellner kommt an unseren Tisch und kassiert ein. Seelenruhig lässt er sich Zeit mit dem Rückgeld. Tick, tick, tick und Ann brüllt den Kellner an: „Behalte das Geld! Wir müssen weg hier!“
Ich denke mir: ‘Was hast Du Dir da nur wieder für eine Spinnerin geangelt? Es hat doch so gut begonnen und jetzt sowas… Wieso muss ich immer auf so crazy Frauen treffen? Mit so perfekten Lippen und so einer wunderschön klindenden Stimme…’
Ann zollt mich mit einem vernichtenden Blick und sagt zu mir: „Träumen kannst Du, wenn Du Zeit dazu hast!“. Gleichzeitig reisst sie mich aus dem Lokal und wir tauchen in eine Nebelsuppe, die zäher ist als alle Nebel die ich je erlebt habe…

PG20160105213955 – Nebel

4 Kommentare zu „PG20160105213955 – Nebel

  • Freitag, 2016-01-08 um  Uhr
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    Mir gehts genau gleich. Bin grad in einer etwas langweiligeren Vorlesung. Da kommt deine Geschichte ganz gelegen. Habe sie mir aufgehoben, für einen Moment der Ruhe. Voici donc, ce moment est aujourd’hui arrivé ;-), sagt uns nicht Kohelet: “Alles hat seine Zeit unter dem Himmel”?
    PACE+BENE

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  • Mittwoch, 2016-01-06 um  Uhr
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    Hei Mäk, habe soeben deine Nebel-Phantasiegeschichten durchgelesen. Super Spannungsbogen aufgebaut… lass und nicht zu lange auf die Fortsetzung warten… hesch chört…!

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  • Mittwoch, 2016-01-06 um  Uhr
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    auch ich warte auf deinen nächsten Beitrag

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  • Mittwoch, 2016-01-06 um  Uhr
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    Hallo Markus, eigentlich sollte ich ja meine Buchhaltung in Schwung bringen, aber zuerst musste ich nun deine Fortsetzungsgeschichte weiter lesen. Das ist ja echt spannend. Bin gespannt, wie das weiter geht. Freue mich schon auf die nächste Folge. Liebe Grüsse Annemarie

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