Die Vorfreude auf die drei Tage: “Neues Leben lernen – Und? War’s das jetzt?” hält sich bei mir definitiv in Grenzen. Einziger Motivationspunkt ist wohl, dass mir Michèle diesen Kurs wirklich wärmstens empfohlen hat…
Die Reise beginnt und ich frage mich bei der Hinfahrt bei jedem der gefühlt 30 Mal Umsteigen, ob das jetzt wirklich eine gute Idee war. Dann endlich. Ich komme in Filzbach an. Erinnerungen an meine Valenszeit werden wachgerüttelt. An die engen Tallandschaften und die engen, kurvigen Strassen, auf dem ein normaler Busführerschein wohl nicht genügt. Eine Kurve enger als die Vorhergehende. Ein Hoch auf unsern Busfahrer, Busfahrer, Busfahrer, denn er führt uns sicher ans Ziel.
Nach dem verlassen des Busses erspähe ich ein Hotel. Ich betrete das Gebäude, lasse mein Gepäck fallen und wende mich an die Reception, um das Check In vorzunehmen.
Die Dame an der Reception schaut mich verblüfft an und ich teile ihr fröhlich mit:
“Ich besuche hier den Fragile-Kurs Nr. 01118.”
Sie schaut mich verdattert an und meint nur knapp: “Fragile Kurs? Das sagt mir nichts.” und wendet sich wieder ihrem Compi zu. Keine Ahnung was sie da macht. Solitaire spielen oder so…
Ich prüfe nochmals die Angaben im Cell und stelle fest: Es ist gibt zwei Orte, wo man hier übernachten kann und ich Glückspilz entscheide mich logischerweise fürs Falsche. Wie könnte es auch anders sein?
Kurz auf dem Plan überprüfen wo ich denn hin muss und finde das Seminarhotel Lihn dann doch noch.
Ich denke mir, dass bereits einige Teilnehmer hier sind und inspiziere die Eingangshalle. Niemand zu sehen. Ich streune ein bisschen herum und checke alles ein bisschen ab und nerve beinahe jeden Mitarbeiter des Seminarhotels Lihn. Der erste Kurs beginnt um 18:00 Uhr. “Meist erscheinen die Teilnehmer erst kurz vor 18:00 Uhr”, meint ein Angestellter des Hotels langsam ein wenig gereizt, ob meiner Nervosität. Ich entschliesse mich also, mal auf mein Zimmer zu gehen und stelle auf dem Weg fest: Das ist das perfekte Hotel für SeDaniSese. Im Gang erspähe ich nämlich einen Menschen mit Beeinträchtigung. So ist meine ich die offizielle Bezeichnung für uns Hirnis.
Der hätte plausch an dieser Situation. 2 Hirnis die es zu betreuen gibt. Fast schon wie die Situation mit dem: “S c h h h h e s s s h a a a a a s, D u u u b e e e e e s c h e s W ä ä ä i i c h e i i i!”. Andere Geschichte…
Jedenfalls gehts durch das ganze Hotel, einige Treppen rauf und dann zu einem der hintersten Zimmer. Ich trete in einen grossräumigen gemütlichen Raum und entdecke ein Brünneli neben der Toilette. Cool, da hats zusätzlich zum Bad noch ein Brünneli. Die Dusche haben sie gut versteckt hier.
Dann die Erleuchtung… Keine Dusche! Ich lege also mal mein Benötigt auf das Brünneli und richte mich so gut es geht ein. Keine Dusche im Zimmer! Die Dusche ist im Gang! DIE DUSCHEN SIND MASSENDUSCHEN IM GANG!! Tief durchatmen, Mac, tief durchatmen. Alles wird gut.
Nach dem Schock platziere ich meine Siebensachen an die vorgesehenen Stellen (Kleider in den Schrank, Benötigt ins WC, etc.) und begebe mich dann wieder in die Lobby und möchte mal einen Kaffee auf diesen ersten Schock konsumieren.
Die Servierdüse drückt mir einen Kaffee raus und ich nehme meinen Geldbeutel hervor. Dann winkt die Dame ab und ich jubiliere bereits… GRATISKAFFEE… Paradiesisch! Hierher komme ich jederzeit wieder. Sie fragt dann so nebenbei nach meiner Zimmernummer. Meine Zimmernummer? Für was will die jetzt meine Zimmernummer? Dann wirds da oben langsam hell und ich stelle fest: Viel Ahnung habe ich nicht, was so Hotelbesuche angeht. Ich war selten alleine in Hotels… Die nehmen natürlich alles auf Rechnung um dann am Schluss abzurechnen.
Ich begebe mich vor dem Schlafengehen noch nach draussen und schaue mich mal ein wenig um. Auf einer Bank nahe des Hotels erblicke ich ein paar Angestellte. Diese machen gerade Pause und ich beginne ein Gespräch mit ihnen und frage sie allerlei. Es sind auch Hirnis und ich verstehe mich von Anfang an super mit den Beiden. Die haben irgendwie den gleichen Humor und eine ähnliche, gelassene Lebenseinstellung.
Anderntags beginnen wir mit dem eignetlichen Kurs. Am morgen gibts eine Art einsingen. “Tönend den Tag beginnen”. Wir treffen uns in einem Raum und machen alle Geräusche, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Ist noch spassig. Ich beginne langsam meine ursprüngliche Skepsis abzulegen.
Nach dem “Morgenturnen” gehts gemütlich das Morgenessen einnehmen und anschliessend dann nach rauchen. “Was de Mek raucht? Dää raucht doch gar nömme!”
Nach dem z’Morge gehts weiter mit eindrücklichen, tiefsinnigen Gesprächen, die mir sehr unter die Haut gehen. Tiefbewegt versuche ich zwei oder drei Tränen zu unterdrücken, als ich vergebens versuche mich meinen Emotionen wie ein Mann zu stellen. Es kommt wie eine Lawine der Gefühle über mich und ich kann kaum noch sprechen. Keine Ahnung, was mich so ergriffen hat…
Beschwichtigend reden meine Lagergenossen sanft mit mir und helfen mir mit fürsorglichen Worten mich meinen tiefen, unentdeckten Gefühlen zu stellen. Gewaltig, diese Emotionen. Unbekannte Gefühle werden da von Michèle und Michael geweckt. Phantastisch!
Der Tag neigt sich zu Ende und unsere Mägen melden sich zu Wort. Wir mampfen erneut wie Könige und lassen den Abend bei einem Bierchen resp. Gazöschen und einer Zigarette resp. feinster glarisser Bergluft ausklingen.
Yvonne macht einen Vorschlag, der von mir stammen könnte. Diese Dame gefällt mir. Ihre Zigaretten neigen sich langsam dem Ende zu. Jetzt kommt der MME Style: Sie will für die 300 m zum Restaurant ihr Auto nehmen.
Erster Gedanke: “SeDaniSese” und “D’Fuulheit verneigt sech vor Der, MME!”.
Glücklich darüber endlich eine noch faulere Person gefunden zu haben machen wir uns dann doch zu Fuss auf in Richtung Dorfzentrum… Während dem gemütlichen Spazieren im Mondschein, lachen wir viel und erzählen einander unsere Erlebnisse mit all ihren Hochs und Tiefs.
Nach einem sehr anstrengenden (der Mond besitzt doch eine stattliche Masse von: 7,349 · 10 19 Tonnen. Ich nehms chillig und halte ihn auf Position. Erneut müde und geschafft lege ich mich ins Bett. Überglücklich über diesen weiteren schönen Tag, den ich dank Michèle erleben durfte…
Am letzten Tag des Seminars stehe ich erneut zeitig auf und begebe mich in die “Grotto of the senses”. Ganz alleine warte ich dort in aller Stille auf die anderen Partizipanden und denke über mein Leben nach. Ganz alleine in einer Stille die nur ab und an durch einen feinen Windzug unterbrochen wird.
Nach der wohltuenden Stille beginnen wir den Tag erneut mit leisen, eigenartigen Tönen und Geräuschen. Zu Beginn hört es sich äusserst merkwürdig an. Es kristallisiert sich dann wie bereits gestern zu einem Hörgenuss sondergleichen.
Weiter gehts mit dem letzten gemeinsamen Morgenessen, um sich nochmals zu schöner musikalischer Begleitung von Michael, jeder in seiner Welt, zu den Rhythmen frei improvisiert zu bewegen.
Erneut dürfen wir wie die Könige Speisen und machen uns auf, die letzte Session durchzugeben. Es ist wie das Sprichwort sagt: De Letscht, de Bescht…
Wir dürfen zum Abschluss noch eine Collage erstellen. DÜRFEN? Ich hab mich glaub ich verhört. Collagen zu erstellen ist eines der fünf Sachen, die ich am Meisten hasse. Was es dann wurde ist eigentlich absolut ein Wunder… Ich staune ab mir selbst…
Der eigentliche Kurs neigt sich dem Ende zu und unsere Wege trennen sich. Zumindest ein Teil der Gruppe macht sich auf den Heimweg. Michèle und Yvonne teilen mir mit, dass ich mit ihnen irgendwohin fahren könne, um dann den Anschlusszug nach Luzern zu nehmen.
Wir halten irgendwo an und geniessen noch einige Sonnenstrahlen.
Michèle macht ein absolut sensationelles Erinnerungsphoto für mich:
Jetzt machen wir uns endgültig auf, nach Hause zu fahren. Allerdings rufen uns plötzlich unsere Mägen an und schreien nach Nahrung. Gesagt, getan. In der Ortschaft “Weesen” kehren wir in eine Pizzeria ein und erleben zum Abschluss nochmals so richtigen italian Style. Wir bestellen 2 Pizzen für 3. Gibt für jeden ⅔ Pizza.
So die Theorie. Denkste. ¼ für Yvonne, ¼ für Michèle und 1 ½ Pizzen für MME. Während dem Mampfen helfen wir einer Hornisse aus ihrer Not. Ein riesiges Viech. Die anderen Frauen kreischen wie wild. Ich finde das noch eine interessante Spezies und beginne mit der visuellen Inspektion. Die zwei anderen kriegen bereits fast Herzinfarkte und ich lasse die Hornisse dann Hornisse sein. Nach dem Pizza mampfen verlassen wir gut gelaunt die Pizzeria und begeben uns zurück zum Auto.
Zapristi und zu genäht!
Eine Politesse hat stinkfrech einen Strafzettel an die Fensterfront geklebt. 40 CHF. Durch 3 Personen 13.33333 Periode. Knpfffffffffffff! Periode! PEINO!
Yvonne und Michèle bleiben gelassen und sind weiterhin fröhlich. Von diesen beiden könnte ich noch viel lernen, denn ich rege mich tödlich auf. Geldverschwendung und so. Ich beginne zu haten. Mein SeSe kennt das Bestens. Huere Theather…
Die beiden entschleunigen gehörig und wir steigen ins Auto und fahren los.
Ich verabschiede mich in Thalwil von den Frauen und bin überglücklich über mein Erlebtes in den vergangenen drei Tagen. Frisch gestärkt mit ideologischer Nahrung lege ich mich in die Federn und freue mich, meine Zukunft mit dem Gelernten in Angriff zu nehmen.
wahrlich ein interessantes Wochenende, mit viel Witz und (Selbst)Ironie beschrieben. Wie wars denn nun eigentlich mit der Gangdusche? Musstest du dort anstehen oder gabs doch eine andere Möglichkeit sich zu reinigen, z.Bsp. Badewanne oder Teich im Seminargarten?
Also wegen dem lächerlich kleinen Gewicht des Mondes müsstest du nicht so ein Theater machen, schliesslich ist der Mond 81.28452845……periode mal leichter als die Erde, und auf der Erde kannst du ja auch eine Pizza ohne Probleme durch das Gehege deiner Zähne zum Rachen führen, und wenns in Weesen am Waaalaseeee ist.
Nein, nein, kein FKK-Teich-Gebade. Da hätte ich wohl Probleme mit der Tierschutzbehörde in Filzbach bekommen… Die sehen das nicht so gerne, wenn Tiere im Tümpel baden gehen.
Die Masse des Mondes stimmt so nicht ganz. Denn ich nehme nicht an, dass das Gewicht des Mondes plötzlich nach 8 Nachkommastellen plötzlich nur noch 5555555555555555555555555555555555555555555 Periode schwer ist…
Und Du meinst ja eigentlich den Quaaaaaaaalensee, odr?
Lieber Mac
Ich liiiiiiieeeeeebe deine Texte, auch wenn ich nicht jeden Joke verstehe! Bisch eifach en coole Si.. ..ähhh Typ! Dank sei Whatsapp, dass ich jetzt deine Statüsser auch bekomme….
Herzliche Grüsse aus dem Osten… Röni…?
Liebe Röni
Vielen Dank für Deine lieben Worte. Es ehrt mich speziell, gerade von Dir so ein Kompliment zu erhalten. Allenfalls trifft es sich mal wieder, dass ich bei euch in Wattmu mal vorbeischaue.
Ich wünsche Dir noch eine gesegnete weitere Zeit mit vielen freundigen Ereignissen.
En schööne
Mac
Salü Markus, Kompliment für deinen spannenden Text über diese interessanten Tage; Gratulation, dass du diesen Kurs besucht hast, das ist doch einfach toll, was du da erleben durftest. Mach weiter so. Gruss Ammarie
Liebe Annemarie
Vielen Dank für Deine lieben Worte. Dachte mir muss mal wieder was machen, was ein bisschen speziell ist.
Es freut mich, dass ich Dich allenfalls zum Lächeln bringen konnte.
Liebe Grüsse
Mac
Das tönt nach einem sehr spannenden Aufenthalt… den Titel verstehe ich allerdings im Bezug auf den Text nicht ganz 🙂 liebe Grüsse aus Biarritz (bin dort am Französisch lernen + surfen, yeah :))
Ah war das der Titel des Kurses? Sorry… 🙂 scheine ein Sprachenwirrwarr zu haben
Jaja meine liebe Seraina 😛
Wie wir sie von jeher kennen 😉
Zuerst schreiben, dann den ganzen Text lesen. Genau wie in alten Zeiten.
Bist übrigens äusserst gschwind im Lesen. Ich hatte doch etwa 90 Minuten um den Beitrag zu verfassen und gestalten…
Hut ab vor Deinem Lesetempo 😛
Lern Du noch schön Französisch und natürlich auch ein wenig Surfen…
Bis bald einmal
Liebe Grüsse
Mac