Ich fahre am Freitag nach der Arbeit in den Aarau. Genauer auf den Herzberg. Herzberg? Beim Teutates! Hat der Berg etwa ein Herz oder wie, oder was?
Jedenfalls treffe ich bereits im Bus auf den Berg auf eine weitere Teilnehmerin meines Kurses. Ich finde das phantastisch. Ich treffe immer innert kürzester Zeit auf meine Genossinnen oder Genossen. Ich weiss gar nicht warum. Sieht man mir das wirklich immer so sehr an? Vielleicht hat der Se mit seinen gewagten Vermutungen zu meiner Spezies halt doch recht…
Nun gut… Ich daddle natürlich wie gewohnt meine Selbstgespräche vor mich hin, da fragt mich die Obgenannte prompt und vöööööölig an den Haaren herbeigezogen:
“Besch Du o Heernverletzt? Goosch o a da Träffe odr waaa?”
Als erstes machts bei mir: St. Gallen oder Appizöö.
Meine Antwort: “Joo! Chonsch us em Appizöö? “
Sie ganz perplex: “Joo genoo! Wohää weisch da etze so gschwen?”
Ich denke mir nur: ‘Ärnscht etze? Esch die Froog etz ächt äärnscht gmeint?’
Jedenfalls hält der Bus nach etlichen Kurven irgendwo im Nirgendwo an und wir steigen aus. Wir machen uns also zu Zweit auf, den Herzberg zu finden. Leichter gesagt als getan. Gemäss Onkel Doktor befindet sich das Ziel nämlich irgendwo schräg oberhalb der Bushaltestelle. Eben irgendwo im Nirgendwo.
Dieses Nirgendwo sieht  entsprechend paradiesisch aus:

Panorama mit AKW
Panorama mit AKW

Meine Begleiterin läuft flink und in kompletter totaler Tiefenentspannung den Berg hinauf, während ich mich fühle, wie nach einer mittleren Bergtour und einem Puls von 237 und mich nach dem Ziel sehnend. Keine Ahnung, wie die das macht!
So viel zum Nutzen meiner zweimaligen Pumpsessions jede Woche im Pumplokal… Bringt ja gar nichts!
Jedenfalls checken wir ein und ich beziehe ein riiiesiges Doppelzimmer. Die meinen es wirklich gut mit uns. Im Rausch habe ich vergessen ein Photo zu machen…
Ich begebe mich also an den Nach-Check-In-Treffpunkt und wir starten mit ein paar allgemeinen Mitteilung. Und dann?
Natürlich! Endlich gibts was zu mampfen!
Uns werden Mampfinstruktionen erteilt und es wird informiert, dass wir ja wissen, was wir bestellt haben. Das hätten wir ja bei der Anmeldung bereits angegeben. Selbstverständlich! Beim Checkin durften wir unsere Menüwünsche ankreuzen. Ich hab natürlich da oben bereits wieder alles geklärt und gespült. Sicher vegetarisch. Denn das Fleischmenü ist irgendwie Braten und Kartoffelstock oder so.
Ne gääään Broooote!!
Nach dem Mampfen und einigen Kennenlerngesprächen heisst es schon bald Zimmerstunde und ich freue mich richtig, ins Bett gehen zu dürfen. Ich will den morgigen Tag voll nützen und geniessen…

Anderntags stehe ich bei Zeiten auf und begebe mich nach der Morgenwäsche in den Speisesaal. Dort gibts? Na was wohl? Möckli und Milch. Ich besorge mir als Erstes in der Küche eine richtige Schale und einen Esslöffel. Keine Ahnung, wie die sich das vorstellen. So ein munziges Schälchen und ein noch munzigereres (ich liebe die Komperativisierung von Adjektiven, die auf -er enden) Gerät, um das Material zu Munde zu führen.

Nach dem Morgenessen, gehts an den ersten gemeinsamen Teil.
Mit verschiedenen langsamen Formen und Bewegungen und Ruhefindungen durchleben wir eine schöne Zeit in der Gruppe.

Auch die Technik darf nicht fehlen. Ich entdecke eine innovative Solaranlage, die sich dem Stand der Sonne ausrichtet:

Panorama mit Solarstrom
Panorama mit Solarstrom

Wir geniessen noch eine schöne Zeit miteinander und machen uns Gedanken über unsere Leben. Mit welchen Methoden können wir zur Ruhe kommen? Zur Besinnung?
Ich kann es nicht lassen und spreche eine Kollegin darauf an. Sie meinte letztes Mal zu mir, dass ich das Leben nicht immer nur chillen könne. Vielleicht mache ich gerade deshalb diese Anspielung… Weil sie mich letzhin darauf hingewiesen hat. Ich stelle meine allbekannte Lernresistenz in gewissen Bereichen zur Schau.
Diese Person nimmt es mir nicht übel und wir machen mit viel Elan weiter an unseren Übungen.
Ich entdecke noch zwei gute Weisheiten, die ich versuchen werde in meiner Zukunft anzuwenden:

The two mules
The two mules

Anstelle von “IAAAAAAHEN”, maulen und in genau gegenteilige Richtungen ziehen, wie die beiden Esel, respektive eben Maultieren da oben, könnte man sich doch einfach die Frage stellen, wie man gemeinsam zu einer Lösung finden kann. Dies gilt eben nicht nur im Makrobereich ganzer Nationen, sondern auch im kleinen Mikrobereich zweier Menschen…
Nebst dem Cooperative-Mode entdecke ich noch eine weitere Weisheit. Sie handelt von der Schönheit der Dinge. Der Definition von Schönheit. Wer legt die Normen fest? Die Richtlinien, was Schönheit bedeutet?
Nehmen wir als Beispiel: Wanda. Wanda den Walfisch:

Wanda Walfisch
Wanda Walfisch

Nebst den witzigen Illustrationen, besitzt dieses Büechli auch grossen Tiefsinn. Denn es erzählt die Geschichte eines Mädchens, das anders ist als die Norm. Welches mit seinem Anderssein lernen muss umzugehen und damit zu leben. Sehr eindrücklich und übertrag- und anwendbar in jeder noch so verzwickten Lebenssituation…
Nobody is perfect…
Als letztes möchte ich eine weitere super Sache erwähnen, die mich stark beeindruckt hat. Wir erhalten die Möglichkeit, ein Heftli zu erstellen. Ein Heftli, welches unsere momentane Gefühlslage resp. Wünsche für unser zukünftiges Leben beschreibt.
Ich frage mich: “WAS HEISST JETZT?”
Ich schreib das mal auf die erste Seite.
Ich schaue mich um und alle beginnen irgendwelche Bilder und Skizzen in ihre Büechli reinzumalen. Ich denke mir:
‘Malen?, ERNST JETZT!!!???!!!’
Ich male nicht!
Ich schreibe!
Erste Seite: ‘WAS HEISST JETZT?’
Mein Ziel: Das Heft muss voll werden. Kurzer Timecheck. 30 Minuten Zeitfenster. Restzeit pro Seite übrig? 30 Minuten dividiert durch 50 Seiten? Pro Minute also 0.6 Seiten? Zuviel! Also nur immer vorderseite beschriften! Keine Doppelseiten! Pro Minute also 1.2 Seiten. Das müsste machbar sein. ZAPRISTI! Die ganze Rechnerei hat mich wieder viele wertvolle Minuten gekostet!
ALSO LOOOS!!
Ich lasse mich in TIefenentspannung fallen und lasse mich von der Musik inspirieren. Genau! Musik! Das ist es!

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Das Heft wurde nicht voll…

Macht nichts.

Ich liebe meine Michèle einfach!

Nach einer weiteren Nacht in der ich phantastisch schlafe, treffen wir uns nochmals zum letzten gemeinsamen Zusammensitzen und Geniessen. Erneut diskutieren wir verschiedene Lebensstrategien und sonnen uns einfach im wohltuenden, wärmenden Licht…

Nachher trennen sich unsere Wege wieder und wir gehen unsere eigenen Wege…

Mit Walen und Heften und phantastischen Eindrücken…

Danke Michèle…

Fragile-Kurs – Achtsam, bewegt, lebendig

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