Nach der Arbeit treffe ich mich mit Moni am Bahnhof und wir besuchen als erstes den Fielmann in der Altstadt. Ich möchte wiedermal einen Totalservice für meine Brille. Wir warten und warten und warten und kurz vor Eskalationsstufe 4P.1 und einigen Versicherungen seitens Moni, dass sie wirklich kein Problem hat, auf mich solange zu warten, gesellt sich ein kurliger Mitarbeiter zu uns hin und nimmt sich viel Zeit für uns. Das relativiert die ganze Warterei ein bisschen.

Anschliessend an den FM besuchen wir den JW. Moni rollt in den Jakob Wolfsgesicht und ist innert 3 Minuten bedient. Kein Vergleich zu meiner Odyssee beim Optiker vorher. Nun gut. Wir beschliessen uns einen Apéro zu gönnen. Nach so viel warten und Geduld üben haben wir uns das verdient. Wir schlendern ein wenig durch die Altstadt und entschliesen uns in einem der Restis am Reussufer ein Bierchen oder Aperol Spritz zu gönnen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, einer halben Stadtrundfahrtsodyssee und langsam wirklichen durstig und hungrig, setzen wir uns in eine Spunte direkt an der Reuss und freuen uns endlich etwas Flüssiges und eine Kleinigkeit zu knabbern zwischen die Kiemen zu erhalten. Wir nehmen einen Tisch in der zweiten Reihe ins Augenmerk, da die Vorderen bereits alle grossräumig besetzt sind. Der Kellner kommt an unseren Tisch und schnauzt uns an: “Was wollt ihr?”

Moni antwortet ihm: “Mer wettid gäärn en Apéro geniesse.”

Der Kellner: “Wir sind ein Restaurant. Hier gibt es keinen Apéro. Nur Essen.”

Moni schaut mich an, ich schaue Moni an und dann meint Moni eigentlich nur zu mir: “Mer löhnd üs ned loh Erpresse, chom Kusi mehr gönd es Huus wiiter, TSCHÜÜÜSSSSS”

Ein bisschen mürb, über die konsequente Art und Weise von Moni trotten wir wie zwei geschlagene Hunde zurück über die Seebrücke und dann…

… mitten auf der Brücke schaue ich zu Moni und sage ihr mit wenig Hoffnung in meiner Stimme:

“Mer chönntid au weder met em Scheff en Rondfahrt mache. Mer mösstid haut luege öbs no Platz hend för üüs.”

Ich liebe diese Frau einfach. Bringe ich eine sehr spezielle Idee und ich werde von ihr nicht Auseinandergerissen oder als Spinner degradiert, sondern sie wird gutgeheissen und mit Freude begangen. Wir gehen Richtung Hafen und checken den Fahrplan. Es bleiben uns noch ein paar Minuten, einen ersten Trunk zu geniessen. ENDLICH! Im LUZ ordnern wir die schon lang ersehnten Bier- und Aperol Spritz-Getränke. Ohne wenn und aber serviert uns der Garçon dort die edlen Flüssigkeiten. Trotz Polyethylenterephthalatebecher schmecken die Getränke sensationell.

Jetzt ist es so weit. Jetzt wird doch noch alles gut. Wir besteigen das Schiff und suchen uns einen Platz im Zweitklassebereich und stossen auf eine Gruppe Menschen. Wir fragen die Personen dort, ob wir uns zu ihnen setzen dürfen. Ein Tepp meint zu mir: “Chäs Problem. Sitzid nor äne.”

Wir wollen uns bereits einrichten, dann taucht plötzlich der Kapitän höchstpersönlich vor uns auf, checkt die Lage ab und meint zu uns: “Ier chönd is andere Reschtaurant gohh, das esch logisch.”

Ich antworte ihm: “Mer hend nor s’2. Klass Bilett. S’Andere Reschti esch doch eerschti Klass.”

Er meint nur augenzwinkernd: “Ech be doone de Kapitän ond wenn ech säge, ier göhnd is andere Reschti, denn han ech das bestomme. 2. Klass GA hin oder här. Ech bestimme, wer i di eerschti Klass darf ond wer ned”.

Dankbar begeben wir uns in den Speisesaal um endlich zu unserem wohlverdienten Abendessen zu kommen. Vor dem Gaumenschmaus brauchts noch einen Augenschmaus:

Schifffahrt als Rettung
Schifffahrt als Rettung

Wunderbar dieser Pilatus. Einfach ein schöner Hausberg. Wir lassen uns noch ein wenig von der Sonne blenden und studieren einen Augenblick die Speise- und Weinkarten. Sehr teure Weine. Klar, sind halt Schiffspreise. Dann blättern wir die Weinkarte um und entdecken per Zufall auf der letzten Seite es priiswäärts Halbelli.

Der Kellner kommt mit der Flasche Wein, entzapft diese, schenkt ein, ich probiere professionell, setze ab und der Kellner möchte wissen:

“Eschs e guete Tropfe?”

Jetzt folgt eine Szene die in keinem Jakob Kleber besser hätte gedreht werden können. Richtig Knollyrootstyle oder wie das heisst.

Ich antworte dem Kellner: “Ech be onsicher. Mooooomänt. Ech mos mini Kollegin no frooge.”

Während dem Abschliessen des Satzes bemerke ich, was ich da rausgelassen hab und hoffe, dass meine “Kollegin” das nicht mitbekommen hat.

Mier hettz is Heerni gschisse! Oder was vo deete sittem Onfall no ome esch! KOLLEGIN!!!

Denkste, denn diese “Kollegin” schaut mich mit grossen, erstaunten Augen an und meint nur knapp: “Kollegin? Okkkaaaay. Beni ned Dini Angebetete, Schönschti, Höbschischti wie soscht amigs?!?”

Dann ich: “Whooooooops, japs.” Ich versuche mich zu retten, indem ich irgendwas von: “Joo, hesch rächt ond ech wett me… BLINGBLING.” BITTTTEEEE DAS ABLENKUNGSMANÖVER HAUT HIII!!!

Nichts da. Ich werde glaub ich seit Jahren wiedermal rot im Gesicht.

Dann kippt die Spannung und Moni erlöst mich mit einem schallenden Lachen aus meinem Alptraum. Der Kellner lacht mit und Moni befindet den Wein als GzT.

Das Schiff ist während dieser Szene schön weitergetuckert und wir erreichen bald schon den Zielhafen Luzern. Dort angekommen gebe ich Moni einen Kuss und per Zufall erscheint der Kellner und stellt mir die Frage: “Esch ehri ‘Kollegin’ weder zor ‘Fröndin’ woorde? Sehr schön das z’gseh.”

Wir ziehen als noch immer glückliches und verliebtes Paar von dannen und machen uns auf den Heimweg.

Ausflug mit der Kollegin

2 Kommentare zu „Ausflug mit der Kollegin

  • Sonntag, 2022-09-11 um  Uhr
    Permalink

    Ech cha nomne wiederholä was de Werni scho gseid hed. Absolut genial gschribä, ech ha au Träne glachet bim Läse.
    Au vo miär die beschte Grüsee a dini Kollegin/Bekannti/Fründin, a d’ Moni.

    Antworten
  • Sonntag, 2022-09-11 um  Uhr
    Permalink

    Eifach geil und ich lache tränen .🤣🤣🚢
    Gratuliere kusi eifach genial . Liebe gruess dinere kollegin ähh ide moni ( dinere fröndin )
    Ich glaube rita hette genau gleich reagiert bei diesem super Kellner wie moni und du.
    Liebe gruess ind bes gli mol . Werni

    Antworten

Dein Kommentar: