Wir stehen am Sonntagmorgen um 07:00 auf und erledigen die letzten Vorbereitungsarbeiten, indem wir alles auf Vordermann respektive, um es in der momentanen Sprache zu schreiben, auf Vorder* zu bringen.

Nach dem Vorbereiten bleiben uns noch 75 Minuten zum Herumpläuscheln und sehnlichst auf unseren Fahrer und dessen Frau zu warten.

Während des Wartens bashed Moni mit herausgestreckter Zunge in meine Richtung: “Du hesch drüü Gepäckstock ond ech ha nome Zwöi!”

Meine kühle Antwort: “Du hesch no Din Stuehl ond de Track be Der, ÄÄTSCHIPÄÄTSCHI.”

Dann gehts los und wir nehmen die gut 5 Stunden Fahrt mit dem Mietauto in Angriff.

Die Reise verläuft sehr gemütlich. Bis zum ersten Stau. Zut! Wir stellen fest, dass es sich eher “Stäuchen” nennt, denn bereits nach ein paar Minuten stellen wir erleichtert fest, dass es viel schlimmer hätte sein können. Wir erreichen bald unser Ziel: Bruneck.

Wir steigen aus dem Transporter raus, strecken uns und geniessen unseren ersten Apéro:

Begrüssungsapèro
Begrüssungsapèro

Dann vollziehen wir das Check-In und bringen unsere Taschen in das unnatürlich kühle Zimmer.

Wir schalten als erstes alle AirCons aus und machen dann eine kurze Pause.

Danach gehts direkt an das schön gedeckte Dinner. Wir werden mit einem 5-Gänger verwöhnt. Da Moni jeweils rasch gesättigt ist, liegt für mich heute sogar ein edler Achtgänger drin. Anschliessend legen wir uns beide todmüde ins Bett und ich verfallen rasch in einen tüüfa, gsonde Schloof.

Tags darauf begeben wir uns nach dem Frischmachen in den Speisesaal und werden mit einem sensationellen, liebevoll präsentierten Morgenbuffet erwartet. Hier gibt es schlicht ALLES!

Wir besprechen das weitere Vorgehen, Tanken ein wenig Wärme auf der sonnigen Zimmerterasse und begeben uns dann wieder runter in die Lobby. Von dort machen wir uns auf Bruneck zu erkunden. Wir nehmen an einer schönen, eindrücklichen und informativen Stadtführung teil. Unsere Begleitperson und etwa 10 weitere Interessierte marschieren durch im wahrsten Sinne des Wortes typisch, alpinistisch scheinende Häuser:

Fensterkletterer
Fensterkletterer

Wir sind hungrig und ich darf “nur” noch einen Sechsgänger geniessen. Dies weil sich Moni teilweise für die gleichen Gänge entscheidet wie ich. Sie bestellt doch tatsächlich die gleichen Speisen wie ich. Das müssen wir in Zukunft tunlichst unterlassen. Schauen wir morgen.

Wir machen zeitig Tagwach und nehmen die erste Challenge in Angriff. Zuerst denke ich, ich hätte mich verhört. Der Plan lautet, den Kronplatz zu besteigen. Ihr meint den Kronberg, oder?

Nein. Die Südtiroler sagen zu einem Berg Platz und die Orange am Morgen nennen sie wahrscheinlich Euronormlastkraftwagenspezifikationsmobil. Die Spinnen die Tiroler. ‘Schatz, kannst Du beim nächsten Einkauf noch drei Äpfel und fünf Euronormlastkraftwagenspezifikationsmobile mit nach Hause bringen, bitte?’ Tocktocktock, die Spinnen wirklich die Südtiroler.

Wir nehmen die Gondelbahn von Bruneck rauf auf den Kronplatz:

Kronplatz
Kronplatz

Auf dem Gipfel machen wir eine wunderschöne, recht kühle Rundwanderung.

Wir freuen uns darauf, im Tal wieder unser luxuriöses Hotelzimmer zu betreten. Denn die Temperaturen nagen langsam an unseren mehrfach mit Kleidern bedeckten Körpern.

Gesagt, getan. Nach dem Abstieg betreten wir das Zimmer. WAS IST DENN DAS?

Ich wundere mich lauthals über die Unordnung die ich vorfinde und beginne mit dem Gezetere:

“Die hend jo miis Bett gar ned gmacht, wasch das för en Soulade doone!!!”

Moni’s knappe Antwort: “Das esch es Häärzli?!?”:

Das esch es Häärzli!
Das esch es Häärzli!

Das lassen wir jetzt mal so im Raum stehen. Wir begeben uns gegen Abend wie gewohnt in das Residenzrestaurant und dürfen erneut ein zauberhaftes Abendessen inklusive einer Jodelchoreinlage ertragen (für mich) respektive geniessen (für Moni).

Dann widmen wir uns der Bar und werden mit grosszügigen Drinks verwöhnt.

Ein weiterer schöner Tag mit wunderbaren Erlebnissen neigt sich dem Ende zu.

Wir legen uns hin und ich darf einen weiteren langen und erholsamen Schlaf bis in die späte Morgenstund abhalten.

Nach dem Schlaf heisst es bereits wieder MORGENBÜFFFFEEEEEEEE!

Uns erwartet wie immer ein extrem schön angerichtetes Büffet und wir verköstigen uns ausgiebig. Das Personal des Hotels Rudolf ist sehr freundlich und zuvorkommend. Nach dem Morgenessen entschliessen wir uns für eine gewaltige Dosis Ruhe und Gemütlichkeit. Wir müssen uns vom Essen erholen, damit wir uns am Abend wieder mit lokalen Köstlichkeiten verwöhnen lassen können. Wir sonnen uns auf dem schönen, sehr ruhigen Balkon unseres Hotels und entschliessen uns für eine halbstündige Wohlfühlmassage.

Keine Ahnung was diese Massage mit mir gemacht hat. Jedenfalls durchlebe ich eine Nightmarenight. Ich hab seit Monaten nicht mehr so schlecht geschlafen.

Am Morgen des 22. September wache ich total gerädert auf und muss mich ans Morgenbuffet zwingen. Wirklich wahr. Mein ehemaliger Chefchef bekommt Vögel, wenn er diese Zeilen liest. Tut mir leid Hugo, ich kann das erneut schön angerichtete Buffet nicht wirklich geniessen und muss mich ungewohnt zurückhalten.

Nach dem Morgenessen gehts mit dem Auto hoch an den Lagazuoi. Von der Bergstation auf den Gipfel ist der Weg vollkommen rollstuhlgängig. Das lassen wir uns trotz miserablem Schlaf nicht nehmen. Dafür reisten wir eigentlich primär ins Südtirol.

Wir erreichen die Passhöhe und steigen aus dem Wagen. Es ist kalt. Sehr kalt! Stellenweise liegt sogar noch oder erneut wieder Schnee. Die angsteinflössende Luftseilbahn auf den Lagazuoi erwartet uns mit einem gefühlt gefletschten, tödlichen Grinsen. Zusätzlich ist da nirgends ein Mast zu sehen. Das müssen unheimliche Kräfte sein, die da auf die Berg- resp. Talstation wirken. Allein das Gewicht der Trag-, Zug- und Gegenseile beträgt bei Durchmessern von 56, 26 und 21 mm auf der 1150 Meter langen Strecke also 118.45 Kubikmeter Stahl ist immens. Wir nehmen das mittlere spezifische Gewicht von Eisen (7’860 kg/Kubikmeter) und kommen auf ein unvorstellbares Gewicht von 931’017 Kilogramm. Das sind 5.26593325792 leere Boeings 747-230.

Ich bin gespannt auf die Kommentare meiner Rechenprofisleser.

Jedenfalls machen wir uns an die Erfüllung von Monis diesjährigem Traum und begehen den rollstuhlgängigen Wanderweg von der Bergstation rauf auf den Gipfel des Lagazuoi. Wir werden anschliessend mit einer traumhaft schönen Szenerie belohnt:

Aussicht Lagazuoi
Aussicht Lagazuoi

Bei einigen Passagen sind wir sehr froh, unsere zwei Helfer dabeizuhaben. Sie ziehen und stossen den Rollstuhl und den SwissTrac auf der glatten Schneefläche wie die Profis. Nach den Strapazen gratulieren wir einander gegenseitig zu dieser tollen Leistung. Jetzt wirds langsam wirklich kühl und wir wandern wieder eine kurze Strecke hinab auf die einladend warme Terrasse des Restaurants dort. Wir gönnen uns dort ein wärmendes Getränk.

Nun machen wir uns wieder ans Runterfahren und erreichen müde die Talstation der Lagazuoibahn. Im Anschluss an DAS Schlüsselerlebnis im Südtirol begeben wir uns wieder runter nach Bruneck und geniessen einen weiteren Fünfgänger.

Am nächsten Tag steht eine “kleine” Wanderung auf dem Programm. Unser Chauffeur fährt uns von Bruneck zum Toblachersee von wo für Moni und mich unser heutiges Spaziergängchen startet.

In einer Umgebung die der Bündner Caumaseeregion sehr stark ähnelt umrunden wir auf einem knapp fünf Kilometer langen Rundweg den See:

Toblachersee
Toblachersee

Von dort begeben wir uns nach, Trommelwirbel, korrekt: Toblach.

Gut drei Kilometer Distanz. Macht total ziemlich genau 8 Kilometer Fuss- respektive Rollweg

In Toblach angekommen nehmen wir die italienische SBB, welche in unserem Hotelbätsch integriert ist, um zurück nach Bruneck zu fahren. Dort können wir gerade noch die Schlusslichter unseres Buses in der Ferne ausmachen. Wir entschliessen uns also anstelle von Warten den Nachhauseweg zu Fuss in Angriff zu nehmen. Also nochmals ein vier Kilometer langer Marsch durch wunderschöne Gegenden.

Monis Swisstrac hat also eine Strecke von 12 Kilometern hinter sich gebracht.

Für meine Beine heisst das 12 km dividiert durch Kusis Gymdivisorkonstante von 3.3569 reziprok gleich 0.2797416periode.

Diesen Wert multipliziere ich mit der gerundeten Erdbeschleunigung von 9.81 m/s2. Das ergibt: 2.74426575 KGK * km/s2. Also ein bisschen mehr als die eulersche Zahl KGK * km/s2.

Lange Rechnung mit sehr wenig Sinn. Eine neue mathematische Konstante generiert. Die KGKkm/s2 . Kurz zusammengefasst erleben wir heute einen Tag mit vielen Kilometern, einer total spannend klingenden und gleichzeitig total nutzlosen Berechnung was dazu führt, dass wir uns eine Erfrischung an der Nachmittagsjause gönnen.

Kusi sei ein Influencer, meint Moni:

Kusi der Influencer
Kusi der Influencer

Danke für das Kompliment.

Bald darauf geniessen wir eines unserer letzten äusserst leckeren Abendessen im Hotel. Es wird Nacht, wir legen uns schlafen und einen Augenblick später mache ich meine Augen wieder auf.

Neuer Tag, neue Erlebnisse… Nichts da! Heute wird ausgeruht. Einzig die Mahlzeiten sind feste Orientierungspunkte. Die Jausen und Hauptspeisen. Es dreht sich halt das Meiste wirklich ums Essen in so Wohlfühlferien. Ums Essen und ums Geniessen. Ich gönne mir noch eine Abendmassage.

Die Masseurin überredet mich zu der etwas teureren Philippi-Methode. Dies sei für mich, nachdem sie mit mir ein kurzes Befundgespräch führt, die viel bessere, entspannendere Massage. ‘Blablabla’ denke ich mir. Die will mir doch nur mehr meines hart verdienten Geldes aus dem Sack ziehen.

Dann meint sie zu mir, sie gebe mir eine Kostprobe und wenn es mir nicht gefällt, dann solle ich ihr das sagen und dann wechsle sie auf die klassische Massage und verrechne mir dann den klassischen Preis. Tönt fair. Also los.

Sie begleitet mich zum Schragen und möchte noch kurz ein paar weitere Informationen zu meiner Geschichte in Erfahrung bringen. Ich umreisse meinen Lebenslauf in 5 Minuten und schliesse mit den Worten: “Meine Traumfrau wartet vor der Türe auf mich und wird sich nachher auch noch einer Massage unterziehen.”

Sie lässt das so im Raum stehen und ich lege mich hin und denke mir bereits njaaa, da werden wir wohl auf die klassi… SENSATIONELL! Mir kommen nach einer Minute bereits die Tränen! Beim Bemerken des Energieflusses, der Wärme an der Kontaktfläche ihrer Hände und den gezielten Bewegungs- und Ruhephasen ihrer Hände. Es folgen wieder einige klassische Massage Elemente. Und dann wieder ein Wechsel zwischen Handauflegen und gezielten Druck- und Streichelementen. Sensationell. Bei vollstem Bewusstsein zaubert mich Sara ins Traumland.

Dann endet der Traum. So leicht und fein wie er begonnen hat. Ich werde sanft und gemächlich in die Realität zurückgeholt.

Jetzt bin ich bereit für unseren letzten 5-Gänger im Hotel Rudolf. Wir lassen uns nochmals vom Restaurantteam verwöhnen und fallen dann sehr müde und glücklich ins Bett.

Ein letztes Mal schlafen in einem fremden Bett und nachher Aufwachen und auf einer etwas schläfrigen Rückfahrt die Erlebnisse der Woche Revue passieren lassen. Wir legen eine kurze Pause ein und kommen am späteren Nachmittag in meinem Domizil in Eschenbach an. Ich steige aus und die anderen Drei fahren von Dannen. Vielen Dank für diese eindrückliche, gemütliche und erholsame Reise.

Reise auf den Lagazuoi

4 Kommentare zu „Reise auf den Lagazuoi

  • Samstag, 2022-10-01 um  Uhr
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    ja, das ist so eine Sache mit Multiplitieren oder Addieren. Man denke da nur an URI, U = R x I oder U = R + I

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    • Freitag, 2022-10-07 um  Uhr
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      Jaaa, Herr Professor: U = R + I natürlich.
      Nun gut: Dort ist die Tür! Sie dürfen Sie gerne selber nutzen, sonst übernehme ich das für Sie!

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  • Mittwoch, 2022-09-28 um  Uhr
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    viel erlebt habt ihr da im Südtirol, prächtige Landschaften erleben dürfen und euch die Bäuche vollstopfen können. Nicht zu verachten natürlich Sara’s Massage. Es ist toll dass das Wetter gut war, wenn auch scheinbar teilweise etwas kalt.
    Zu deinen Rechenkünsten eine Korrektur: Beide Tragseile alleine wiegen nur ca. 50 to. Herleitung: 0.028 x 0.028 x 3.1416 x 1’100 x 2 x 7.85 = 42.5 to. Die dünneren Kabel mit 26 resp. 21 mm Durchmeser wiegen offensichtlich deutlich weniger. Also in Summe sagen wir mal 80 to, nichts da von 931 to.
    Die Eulersche Zahl hingegen hast du fast punktgenau getroffen. Meine Wissens ist e aber eine transzendente, irrational reelle Zahl, ohne Einheit, also km/s2 oder andere unsinnige Einheiten.
    Bravo zu deinem ausführlichen Bericht.

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    • Donnerstag, 2022-09-29 um  Uhr
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      Liebe Paa
      Merci för Dini Komplimänt.
      Be de Tragseili hed de Bouschischinöör natürlich komplett rächt…
      Ech Spennsiech ha de kapitalschti Fähler wo mer i de Physik öberhaupt cha mache gmacht! Ech ha öppis ADDIERT! Dasch de Tod vo jedere physikalische Uufgaab öberhaupt. NIE addiert mer öppis i de Physik! Nun jaa, fasch nie…
      De Giusi wörd Vögu öberchoo!!
      Liebi Grüess
      De Physikneuling

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