Wir stehen wie immer eine halbe Stunde zu früh auf und haben genügend Zeit um alle Vorbereitungen för is TESSSSSSSIIIIIIIIIN zu treffen. Es reicht sogar noch für eine Tasse Kaffee. Anschliessend geht es auf den Bahnhof und wir erstellen dort ein erstes Vergleichsbild, um einen der Gründe für den TtT (Trip to Ticino) zu erkennen:

Morgenselfie grau
Morgenselfie grau

Mit der cutesten Frau ever darf ich den Weg durch Papas Bauwerk ins schöne Tessin in Angriff nehmen. In Luzern suchen wir den Einstieg für Rollstuhlfahrer und ich muss Moni mitteilen: “Es hed gar kä Rollstuehliigang i de zwöite Klaaassssss. Was möchemer jeeeeeetzt?”
Wie durch ein Wunder erscheint uns der Retter. Ein stark enervierter Schaffner, welchen die Restgäste zutexten mit Aussagen wie: “Etz hends doone weder füüf Erschtklasswäge am Kopfende ond niene en Zwöitklasswage. Souerei!!”. Die Probleme gewisser Menschen sind wirklich manchmal enorm 😮.
Uns lässt das gezetere der Anderen eiskalt und der Zugbegleiter meint zu uns: “Esch käs Problem. Ier dörfid i de erschte Klass bliibe. Ohni Uufpriis. Ech be doone Chef vo dem Zoog ond ech bestimme wer i de erschte Klass metfaahrt ond wer need. Ond ier faahred erschti Klass. Ponkt.”
Wir freuen uns natürlich ob diesem kostenlosen Upgrade und siehe da. Wir treffen auf den deutschen Altkanzler Anschelo Mörtel:

Anschelo Mörtel
Anschelo Mörtel

Während der Durchfahrt durch Papas Meisterwerk wird es stockdunkel. Die Dunkelheit ist oben im Fenster gut erkennbar.
Die Reise verläuft sehr gemütlich und wir bedanken uns während der Ticketkontrolle nochmals beim Chef des Zuges.

Und dann ward es Licht. Respektive schönes Wetter. Wir haben riesen Glück. Das Wetter ist phänomenal und wir sind beide äusserst froh, dass wir die Reise ins Tessin heute morgen angetreten haben. Vor 10 Tagen hab ich nämlich zu Moni gesagt: “Wäge füüüüüüüf Graaaaaaad gohn ech doch ned is Tesssssiiiin” Und dann wirds Freitag und wir checken nochmals den Wetterbericht und siehe da…

Es erwartet uns ein prachtvoller Panoramablick über den See bei angenehmen 17 Grad. Nichts da von “Wäge füüüf Graaad gömmer doch ned is Tessin”:

Panoramablick
Panoramablick

Um dieses Panorama zu sehen müssen wir zuerst ein wenig Aufwand betreiben. Von nichts kommt nichts. Wir steigen in die Standseilbahn, die uns direkt an den See bringt. Dachten wir zumindest. Wir steigen in die Bahn ein und diese fährt los.
Ein Mitreisender aus Indien, ich konnte also mein astreines indian english nutzen, begleitet uns in unserem Abteil. Als die Sasselina nach 90 Sekunden bereits an der Mittelstation anhält, staunen wir darüber, dass alle anderen Fahrgäste bereits aussteigen.
Dann schliessen sich die Türen und…
Wir fahren wieder nach oben.
Ram, so heisst der Inder, versteht die Welt nicht mehr und auch Moni und ich schauen einander ein wenig konsterniert an.
Oben angekommen bleiben wir einfach in unserem Abteil. Die anderen Fahrgäste schauen uns ähnlich konsterniert an, wie wir geschaut haben müssen, als die Bahn wieder nach oben gefahren ist. Maybe we should repeat it from the first phrase.
Es geht nochmals runter und wir treffen auf eine weitere Hürde: “Doo heds jo en riese Absatz. Doo chom ech jo gaar ned use.” meint Moni. Dem Inder erkläre ich das Problem. Er könnte längst aussteigen, entschliesst sich dann jedoch mit uns nochmals raufzufahren. Keine Ahnung warum.
Erneut rauf und aller guten Dinge sind drei. Oben angekommen begeben wir uns in das rollstuhlgängige Abteil, notabene immernoch begleitet vom Inder.
Jetzt gehts ein letztes Mal runter und wir fragen den Inder im eigentlichen Lugano ob er auf meinem Blog verewigt werden will.
Ich teile ihm in meinem besten indisch mit: “My flende. Can Iä täkä ä pictschelä of you, Moni and me?”
Er antwortet mir: “Yes, of cools”:

Inder, Moni und Kusi
Inder, Moni und Kusi

Nachdem wir uns noch mit Ram ein wenig über die schöne Schweiz unterhalten haben, verabschieden wir uns dann schweren Herzens (eigentlich sind wir gottenfroh) von ihm und lassen ihn von dannen ziehen.

Wir schlendern dem See entlang und kehren in eine authentische Trattoria à là italienità ein und geniessen ein phantastisches Essen. Wir lassen uns von den Köstlichkeiten auf der Speisekarte verzaubern und entscheiden uns für eine gemeinsame Vorspeise, bestehend aus Schnecken, um anschliessend den Hauptgang in Angriff zu nehmen. Moni entschliesst sich für eine Portion Pasta und ich gönne mir ein edelstes Tartar.

Der Kellner bringt meine Schnecken und gleichzeitig Monis Hauptgang. Nun gut. Ein bisschen speziell. Während Moni ihre Penne geniesst, mache ich mich über die Weinbergschnecken her. Sensationell:

Wine mountain snails
Wine mountain snails

Dann stellen wir fest… Moni ist bereits beinahe fertig und ich bin immernoch mit meinen Schnecken beschäftigt. Ich geb eine ganze Schnecke an Moni ab, weil ich halt doch noch ein klitzekleines Bisschen Gentleman bin. Sie beisst neini und meint: “Wöörkli guet!”

Entweder verstehen wir die italienische Esskultur nicht wirklich oder der Kellner hat ein schlechtes Zeitmanagement.
Als Moni den letzen Bissen ihrer Penne fertigisst, bringt der Kellner noch mein Tartar.
Ich vergesse alles um mich herum, sogar die Tatsache, dass Moni gar nichts mehr zu essen hat und versinke im Wohlgenuss der Köstlichkeit. Die beste Rohspeise, die ich JE gegessen hab. Absolut phantastisch. Wir zahlen und entschliessen uns nochmals für eine kleine Wanderung am See entlang. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen für eine lange Zeit:

Sonnenuntergang Lugano
Sonnenuntergang Lugano

Nachdem wir uns von der Sonne einiges an Vitamin D reingezogen haben, treten wir die Heimfahrt an. Wir erreichen Bellinzona und der Lokomotivführer ertönt mit folgender Durchsage:
“Liebe Gäste, wir sind zu viele Personen und können nicht durch den Gotthard fahren. Die Rettungskapazitäten reichen nicht aus um im Brandfall alle Passagiere zu evakuieren.”

Es meldet sich logischerweise niemand freiwillig. Dann kommt der Schaffner in unser Abteil und eine Mutter mit zwei Töchtern, davon eine im Rollstuhl meint: “De mäud ech mech haut freiwillig” und ein bisschen leiser: “Obwohl mehr bereits sit Lugano in dem Zug send.”
Dann meint der Schaffner zu ihr: “Chond ned in Froog. Es söll öpper uusstiige, wo jetzt gad iigstege esch.”
Unglaublich, wie dreist einige Menschen doch sind. Einen Moment später fährt der Zug wieder los und wir rattern zurück durch den Gotthard in den Nebel.

Wir kommen in unserer Heimat an und sind sehr müde. Wir schauen zum Setzen unserer Erlebnisse noch ein wenig fern und begeben uns nach kurzer Zeit in die Heia und schlafen zügig ein.

Ech goh doch ned is Tessiiiiiiin wäge füüf Graaaaaaaaad

4 Kommentare zu „Ech goh doch ned is Tessiiiiiiin wäge füüf Graaaaaaaaad

  • Montag, 2023-02-06 um  Uhr
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    Wahrlich wieder ein sehr gelungener Bericht. Köstlich die Episode mit dem Inder und den Fahrten im Funicolare Lugano. Und Maria hat natürlich recht, es dreht sich bei Dir immer alles ums Essen. Schnecken, Tartar, das ist schon fast dekadent. Während Moni sich mit einer Pasta begnügt schlemmst Du ungeniert, aber aber…..

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    • Dienstag, 2023-02-07 um  Uhr
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      Jojoo, die Inder. Emmerweder spassig met dem Volk. Ech muess D’Mooni wörkli mou frooge, öb si zwenig öberchond, wenn si met mer onderwägs esch. Glaubs zwoor need, wöu si hed no nie öppis gseid 🤭.
      Velech hed sie au z’wenig Energie zom öppis säge?
      Ech cha si jo mou frooge. Das machi erscht wenn si öppis gässe hed, soscht chönntsi no säge, dass sie tatsächlich z’wenig öberchond 😋
      We will check 🤭

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  • Montag, 2023-02-06 um  Uhr
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    Das ist eine Deiner besten Geschichten, ever. Und dass Du immer so schön vom Essen schreibst ,-)) !!

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    • Montag, 2023-02-06 um  Uhr
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      Liebi Maria
      I think I write my answer in English, to show you that I learned a lot in your lessons.
      Thank you for your very nice reply on my blog post.
      YESSSS, the food is one of the most important things on nearly every post. I think you know what I am talking about?
      No food, no good life, no good wife 🤭
      Etz hoffi, dass mer Moni das ned übel nemmt 😂
      Liebi Grüess
      Kusi

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