Nach 3 Stunden Schlaf läutet am Morgen des 24. März 2023 um 02:00 Uhr in der Früh der Wecker. Wir rechnen genug Vorbereitungszeit ein, damit wir stressfrei an den Flughafen in Zürich gelangen. Es geht nach Marrakesch in die Ferien, yeaaaah!
Moni’s Bekannter fährt uns von zuhause über leere Strassen an den Flughafen Zürich.
Dort vollziehen wir ein zügiges Check-in mit zu dieser Uhrzeit noch sehr gut gelauntem Sicherheitspersonal.
Auch die Transfers auf die Flugzeugrollstühle, die anschliessende Verschiebung ins Flugzeug und dann auf die Sitze verläuft reibungslos und sehr speditiv. Ein Vorteil ist wohl die Tatsache, dass wir als aller erstes Einsteigen können und uns niemand stresst. Nachher zieht der Rest noch nach und wir starten den endgültigen Countdown. Marrakesch, wir kommen!
Die Flugzeit beträgt knapp vier Stunden und wir landen um 11:30 Uhr marrokesische Zeit in Marrakesch. Die Fussgänger verlassen das Flugzeug und wir ziehen zum Checkoutpoint. Ein Typ von weitem zitiert mich zu sich und ich bekomme recht Panik. Niemand der Gruppe mehr zu sehen. Ich ganz allein im grossen Afrika. Endlich setzt er ein Lächeln auf und meint zu mir in freundlicherem Ton: “Come pass here.” Immernoch ein wenig verunsichert begebe ich mich an den Schalter, lege meinen Pass auf die Drehscheibe, er prüft mein Photo, einundzwanzig, zweiundzwanzig, schaut immerwieder mich und dann wieder das Photo auf dem Pass an und dann nimmt er den Stempel, stempelt den Pass ab und winkt mich durch.
Ein gewaltiger Stein fällt mir irgendwie vom Herzen. Voll frei und euphorisch ziehe ich als einziger durch die Halle und warte beim Ausgang auf die anderen. Ich weiss nicht wie lange ich da allein stehe. Bis endlich nach einer gefühlten Ewigkeit der erste Fussgänger meiner Gruppe erscheint. Endlich zu zweit warten wir noch mal recht lange, bis alle Kollegen und ihre Stühle freigegeben und wir abfahrbereit sind.
Wir besteigen den Handioasis-Bus. Handioasis heisst unser Hotel. Ein sehr gelungener Name für ein Hotel, welches sich auf handicapierte Menschen spezialisiert hat.
Wir machen den Zimmerbezug in unser einzigartiges Zimmer in dieser Oase. Er verläuft zügig und ich freue mich bereits auf das erste Mal schlafen in der Wärme:
Am Ende des ersten Tages schaue ich mich ein wenig in unserem Zimmer um und entdecke, wie zu erwarten war, ein kriminelles Kabelgewirr mit Drähten und Steckern und Dosen, die irgendwie verdrahtet sind und hoffe, dass ich diese Woche ohne zusätzliche Voltage’n’Ampère-Drops überstehe.
Wir legen uns hin und schlafen einen super Schlaf. Beide wachen voller Tatendrang und ausgeruht auf. Einziger Kritikpunkt:
“Du hesch gschnarchlet, Kusi!”
Tschodligong. Ein paar Küsschen zur Versöhnung und alles ist vergeben und vergessen.
Wir machen uns auf, das üppige Morgenessen zu geniessen. Der Orangensaft ist phänomenal. Ich hab noch nie im Leben so einen leckeren, geschmackvollen O’saft getrunken. Nicht mal damals im Siam.
Wir steigen alle in den Hotelbus und fahren ins Zentrum von Marrakesch. Beim Platz Djemaa el Fna steigen wir aus und ziehen durch die Souks. Auf immer dunkleren Gassen und verwinkelteren Wegen verlieren wir plötzlich den Kontakt mit der Restgruppe und bleiben einfach stehen. Es kommen von überall her Händler mit den Worten: “Viens avec mois. Je vais te montrer le sortie.” Ich will dem Händler bereits folgen, da hält mich Moni zurück und sagt zu mir. “Need, Kusi. Dää füehrt üüs irgendwo hii ond verlangt nochhäär Gäud zom üüs weder zroggbrenge. Mer bliibed stoh ond lueged üüs ome, bes mer öper gsähnd vo de Groppe.” Ich halte mich natürlich an unsere Abmachung und höre unbedingt auf Moni. Wir bleiben stehen, schauen uns um und entdecken eine Person aus unserer Gruppe. Puuh. Es dauert nur einen kurzen Augenblick und wir stehen bei dieser Person und sehen noch weitere aus unserer Gruppe.
Zusammen setzen wir uns in ein Café an bester Lage und Moni gönnt sich einen Salade Niçoise und ich mir einen Hamburger. Als ob wir Amis oder Deutsche in Mallorca wären. Weisswurstl mit Erbserlsuppe.
Nach dem Essen gehen wir ins “Einkaufszentrum”. Dort herrschen Fixpreise und wir können entspannt und ohne “Määäärthe” für einige wenige Dirham einen Schal für Moni und eine Hose für mich besorgen.
Nach diesem Erlebnis gehts wieder zurück ins Handioasis, wo wir die wunderbaren Temperaturen an unseren Körpern geniessen.
Wir geniessen ein üppiges Abendessen, lassen den Abend mit einem Drink ausklingen und begeben uns zeitig ins Bett, da morgen der Mit-dem-Buggy-durch-die-Wüste-Tag ist.
Wir stehen auf, widmen uns dem Morgenessen und die Vorbereitungsarbeiten für die Buggy-Fahrt nehmen langsam Endformen an. Moni ist die ganze Vorstellung ein bisschen suspekt und sie entschliesst sich gar nicht erst in die Wüste mitzukommen, sondern sich einen schönen Tag im Hotel zu gönnen. Ein weiser Entschluss, denn der Tag wird streng und vor allem rüttelig werden.
Dann geht es los. Wir fahren eine Weile mit dem Bus, bis uns immer mehr Quads entgegenkommen.
Irgendwann halten wir mitten im Nirgendwo an und uns wird ein exquisiter Tee vorgesetzt.
Mein Atem beginnt schneller zu werden und ich nehme meinen Herzschlag im Ohr wahr. Jetzt ist die Zeit reif für Speeeeed. Die Leute im Nirgendwo helfen uns auf unsere Buggies und Irina findet den Mut und vertraut sich meinen Fahrkünsten an:
Zu Beginn muss ich mich ein wenig mit dem Gefährt vertraut machen und fahre sehr vorsichtig. Nach ein paar Minuten und ein wenig mutiger fahre ich dann nur noch vorsichtig. Ab und zu mit Irina klären, ob sie sich imernoch wohl fühlt und stets die Antwort: “Alles guet. Ech fühle mech super.” erhalten.
Ab und zu, wie bei Rennübertragungen im Fernsehen aus der Kurve rausbeschleunigen und das Gefährt immer mehr in den Griff bekommen und sicherer werden. Dann betrachte ich mal die Handbremse und stelle fest: Die war irgendwie die ganze Zeit angezogen. Ich denke mir, diese muss ich wohl lösen. Ich löse die Bremse während dem Fahren. Es passiert nichts. Bis zum nächsten Stillstand. Dann beginnt das Gefährt in einem schrillen Zeter und Mordiogeläut alle anderen Fahrer auf mich aufmerksam zu machen. SOFORT Bremse wieder anziehen und auf ein anderes Gefährt schauen. Dann merkt es niemand. Ich wars nicht!
Wir halten auf einem sehr ruhigen Platz in der Steinwüste in der Nähe eines Zeltes an und betreten dieses. Dort werden wir mit einem 3-Gang-Menü verwöhnt. Mitten in der Wüste. Keine Ahnung wie die das jeweils machen. Jedenfalls fahren wir nachher mit den Buggys weitere zweieinhalb Stunden durch die Wüste und kommen dann heil und mit einer wohligen Müdigkeit wieder im Basecamp an.
Von dort gehts mit dem Bus zurück ins Hotel.
Mit Moni ein wenig im Pool planschen und dann wieder ein phantastisches Festessen mampfen:
Nachher lassen wir den Abend ausklingen und gehen müde ins Bett.
Schlafen, aufwachen und den Rücken spüren. Ich könnte mir eine Wohlfühlmassage gönnen. Moni hatte diese bereits gestern, während ich am Buggyfahren war. Sie schwärmt davon und braucht nicht lange, mich davon zu überzeugen, auch eine zu geniessen. Sensationell. Anschliessend legen wir uns am Pool in den Schatten und Moni kirmt und ich erhole mich von der Massage.
Am Abend kommt Remo auch an den Pool. Er rollt links neben mich. Moni sitzt zu meiner Rechten. Halb im Delirium lege ich meine linke Hand auf Remos Bein. Dann vergeht weniger als eine Sekunde und ich erwache aus meiner Trance. Ich werde von allen anderen rundherum je eine Sekunde erstaunt, dann leicht entrüstet angestarrt und nach zwei weiteren Sekunden als meine Hand seit einer Sekunde wieder an dem Ort weilt, wo sie hingehört, fallen alle in ein Gelächter ein. Mein Kopf wird seit langem wieder mal recht farbig. Purpurrot. Parallel zur Sonnenbräunung.
Wir machen uns frisch und warten auf den Sonnenuntergang. Wir dürfen erneut ein phantastisches, lammiges Gericht geniessen.
Wir nächtigen und stehen bei Zeiten auf. Wir fahren in den Jardin Majorelle der City von Marrakesch. Dort entstehen nicht nur viele schöne Pflanzen, sondern auch ein weiteres für den Moment schönstes Bild, welches je überhaupt existiert hat. Die Perfektion entsteht aus der Person links in Blickrichtung des Betrachters:
Der Garten ist rollstuhlgängig und wir geniessen den Moment dort.
Am Abend widmen wir uns wieder dem Nachtessen zu und ich staune nicht schlecht darüber, als Patrick der Chef der Anlage mit einem Kuchen mit Kerzen drauf erscheint. Hat jemand Geburtstag oder wie?
Hmm, Patrick kommt auf mich zu. Dann stoppt er vor meinen Füssen. Dann rechnet es da oben und dann wird mir alles klar. ICH hab ja Geburtstag. Zapristi! Das hab ich doch voll verhängt. Eine riesen Überraschung, die ihr mir da bereitet habt. Ich erhalte von ihm unter anderem einen Turban. Sieht noch witzig aus:
Danke vielmal liebe SPVianer, Patrick und Team vom Handioasis und natürlich dem allergrössten Schatz auf Erden: Moni. Ihr seid alle phantastisch. Und Moni natürlich phantastischer 🥰.
Auch für die Whassupanrufe meiner Mama und meinem Papa, Bruder Andreas, Hansi, Hansis Pachu, Sarih, Sarihs Pachus und für alle Whassupnachrichten die ich erhalten habe möchte ich mich an dieser Stelle bedanken. Ihr seid alles sehr liebevolle Menschen.
Müde und glücklich geht auch mein beinahe vergessener Geburtstag zu Ende.
Am nächsten Tag fahren uns unsere Chauffeure durch die Wüste in das Berberdorf Asni auf 1150 M.ü.M. Moni und ich werden wiedermal auf zwei unterschiedliche Fahrzeuge aufgeteilt. Wir fahren sehr lange mit den geländetauglichen Autos in die Berge. Bis wir auf der Passhöhe ankommen:
Dann nehen wir einen viel kürzeren Weg wieder zurück ins Handioasis, wo ich auf Moni mit ihrem Fahrer treffe und vernehmen muss, dass ihr Fahrer, Aziz, ihr mitgeteilt habe, dass Moni auf arabisch: “Fatima” bedeutet. ‘Okaaaaay‘ denke ich mir und wenn der nicht breit und krass aussehen würde, hätte ich ihm glaub ich eine reingefuuschtet:
Wir erholen uns beide von den Strapazen und ich vergebe Moni am Abend erst nach dem Essen. Heute war definitiv nicht mein Tag.
Am Abend gibts dann erneut? Was könnte es geben?
Korrekt: Tajine.
Wir feiern noch recht lange weiter, da es besser ist, wenn wir morgen Abend müde sind. Anschliessend gehts ins Bett und ich schlafe einen unruhigen Schlaf.
Nach dem Aufwachen schnappe ich mir irgendein T-Shirt und verstehe die Welt nicht mehr. Ich schaue an mir runter…..bauchfrei.
Bin ich jetzt über Nacht zu Monis Fahrer Aziz geworden? Ich laufe ein paar Meter näher an Moni, dann sagt sie: “Das esch miis Shirt, hehehe, drom passt Der das need mine Wüeschtefahrer”
Wir geniessen erneut das warme Wasser und halten eine weitere Schwimmlektion mit Moni ab. Man lernt nie aus.
Am letzten Abend entsteht ein Bild wie aus dem Märchenbuch:
Am Ende des Märchens machen wir noch ein letztes Abschiedsbottellonnée in Marrakesch und geniessen das Leben noch ein wenig vor dem Nachhausegehen in die Kälte. Temperaturdifferenz: über 20 Grad.
Einmal schlafen und das Morgenessen in der Morgendämmerung und kühleren Temperaturen in der Oase zu sich nehmen. Gut zum Angewöhnen.
Wir verabschieden uns von Patrick, dem Chef des Handioasis und vom ganzen Team. Wir versprechen ein baldiges wiedersehen.
Wir steigen ins Hotel-Taxi welches uns auf den Flughafen bringt und checken ein, transferieren ohne Komplikationen ins Flugzeug und fliegen zurück in die kalte Schweiz. Der Flug verläuft bis zur Schweizer Grenze hervorragend, dann folgen Turbulenzen. Ich klammere mich an meinen Felsen in der Brandung, bis wir sicher in Zürich aufsetzen. Dort machen wir ohne Probleme den Checkout, begeben uns an den Bahnhof und nehmen den direkten Zug nach Luzern. Von dort geht es in die Heimat und wir gönnen uns beide müde und glücklich den ersten WIRKLICH leckeren Kaffee seit einer Woche.
Liebi ehr Drüü
Merci för üchi Gedanke is Glaris, of Kanada ond of Franggreisch 🤣
Mega globaali Läserschaft stelli fescht.
Üüch au no en gueti Ziit ond bes baud. Im Frankreisch, of em Mount Logan oder of de Schii im Pizol.
Mer lueged wo üüs s’Läbe weder looht loh träffe…
Liebi Grüess aune
Kusi
Endlich gibts zeit deinen Eintrag zu lesen 😇😝lieber kusi liebe monika einfach genial wie immer👌
Gerne were ich euer Chauffeur gewesen 😂
Und iiifersüchtig bisch auno . Aber mit gutem grund.🤣🤣
Liebe Gruess usem pizol bim ⛷
Aber gli mol um krüz oder ide schwelli .
Werni & Rita
Wou, Markus, das ist ja wieder ein total spannender Eintrag👍 gratuliere – und ich möchte von hier aus noch zum Geburtstag gratulieren, d.h.von Canada, wo Paul und ich momentan bei Rolf und Melanie mit ihren zwei Jungs – Chris und James sind. liebe Grüsse von uns allen🙋♀️🙋🏼👨👩👦👦
Gefällt mir echt euer Eintrag. Finde besonders witzig, wo du die Handbremse gelöst hast. Das passt irgendwie so gut zu unserer Familie ;-).
PAX+